Gewaltpädagogik als integrativer Ansatz
Eine methodisch wesentliche Rolle in unserer Beziehungsarbeit spielt die Unterscheidung von Aggression und Gewalt. Aggression verstehen wir als positive Lebensenergie, d.h. das Leben und Ausdrücken von Gefühlen, während wir unter Gewalt jede Form von körperlicher Beeinträchtigung oder deren Androhung verstehen. Gewalt erleben Täter und Opfer als Kontaktabbruch; sie dient zum Unterdrücken bzw. „Abtöten“ von Gefühlen. In diesem Sinne fördern wir Aggressionen und lassen sie als solche – von den Jungen individuell ausgerichtet bzw. kanalisiert – ausleben.
Gewalt erfordert dagegen eine klare Grenzsetzung und methodisch eine andere Herangehensweise. Die von uns praktizierte Gewaltpädagogik nach dem Hamburger Modell (Oelemann/Lempert) ist ein integrativer Ansatz, der auf programmatisches Vorgehen verzichtet und sich somit von Ansätzen wie dem Anti-Aggressions- oder Anti-Gewalt-Training unterscheidet.
Unsere Gewaltpädagogik unterscheidet zudem zwischen Gewalttätern und sexualisiert gewalttätigen Jungen. Die emotionale Beziehung zwischen Täter und Opfer ist bei sexualisiert gewalttätigen Jungen komplexer strukturiert. Sie erfordert eine pädagogische und therapeutische Beziehungsarbeit, die sich methodisch erheblich von der bei Gewalttätern unterscheidet.