Geschlechtsspezifische Jungenarbeit
Jungenarbeit heute ist geprägt durch eine geschlechtsspezifische Sicht auf die Situation von Jungen. Wir gehen davon aus, dass es Bereiche des Verhaltens, Denkens und Empfindens gibt, die geschlechtlich bedingt sind und geschlechtsspezifisch betrachtet werden müssen. Die Jungen im Haus Narnia werden daher von einem männlichen Betreuungsteam geschlechtsspezifisch wahrgenommen und gefördert.
Methodisch kommt in diesem Ansatz der Persönlichkeit des Betreuers eine zentrale Bedeutung zu. Der Pädagoge nimmt eine Modellfunktion ein und bietet Möglichkeiten einer positiven Geschlechtsidentifikation. Positive Männlichkeit heißt vor allem, starre Bilder aufzuweichen, Handlungsalternativen und Vielfalt anzubieten. Die männlichen Betreuer leben Männerbilder vor, die für die Jungen unbekannt sind – z.B. im Alltag fürsorgliche und versorgende Männer, die liebevoll sind, die für die Jungen kochen und sie abends ins Bett bringen. Der Betreuer muss daher über einen hohen Grad an Selbstreflexion verfügen, um sich selbst als Mann wahrnehmen und seine Rolle als Geschlechtswesen erkennen zu können.
Auch dissoziales und gewalttätiges Verhalten interpretieren wir als Merkmal einer männlichen Sozialisation. Wir verstehen dieses Verhalten als Ausdruck einer nicht gelungenen Identitätsfindung der Jungen, insbesondere in Bezug auf ihr eigenes Geschlecht.