“Das Wasser des Lebens” – Puppenspiele in Haus Narnia
“Im Herbst 1982 begegnete ich in England der Puppenspielerin Gisela Bittleston. Damals dachte ich nicht, dass diese Begegnung mein Leben entscheidend verändern würde. Über meine Zuneigung zu der älteren Dame wuchs meine Faszination am Puppenspiel. Mit einfachen, aus Stoff gefertigten Handpuppen verstand sie es, nicht nur mein Herz, sondern auch unzählige Kinderherzen zu bezaubern. Diese Fähigkeit wollte ich auch erlernen.
Bis zur Gründung der Märchenbühne „Das Wasser des Lebens“ vergingen noch viele Jahre. Zunächst musste ich die Puppen für das gleichnamige Märchen der Gebrüder Grimm erstellen. Es folgten eine Diplomarbeit über die therapeutischen Aspekte des Handpuppenspiels und mehrere Jahre Arbeit mit Puppen auf der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Herdecke. Die Zahl der Prinzen und Prinzessinnen, Könige, Gnome, Drachen und Löwen wuchs.
Als ich schließlich 1988 mit dem Aufbau der Therapeutischen Lebensgemeinschaft Haus Narnia begann, gab es keinen Zweifel: Puppenspiel und Jugendarbeit gehören zusammen. So, wie ich beim Spiel eins werde mit der Puppe, so selbstverständlich ist das Puppenspiel in die Einrichtung integriert. Meine innige Verbundenheit mit diesem Medium wird von den Jugendlichen nicht angezweifelt.
Natürlich werde ich von ihnen belächelt und zuweilen gehänselt. Doch an den Vorbereitungen zu jeder Aufführung nehmen alle teil, Plakate werden gemalt und im Ort verteilt, der „Bühnenraum“ (unsere große Diele) wird hergerichtet, die Proben neugierig verfolgt und Presseberichte emsig ausgeschnitten.
Puppenspiel ist mir wichtig. Meine Begeisterung dafür scheint die Jugendlichen zu faszinieren wie damals Gisela Bittleston mich. Nur so kann ich mir erklären, dass in den vergangenen Jahren noch keine Aufführung durch das Verhalten eines Jugendlichen geplatzt ist, obwohl es manch spannende Situation gibt, wenn die „Eindringlinge“ (das Publikum) in unserer Einrichtung strömen. Doch die haben sich bisher nicht davon abhalten lassen zu kommen.”